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Berichte und Interviews / Reports and Interviews

Chinesinnen und der Wein

Chinese women and the vine


"Sonntag aktuell" vom 13.09.98

Mannheim (iri) - An der Tür müssen Besucher die Schuhe ausziehen und in Schläppchen schlüpfen, dann bekommen sie ein Namensschild mit chinesischen Schriftzeichen an Hemd oder Bluse geheftet. In Neuostheim tagt seit gestern die "Chinese Women Association". Bei Hai-Yen Hua-Ströfer, der stellvertretenden Präsidentin in Deutschland fragten wir nach, warum Unterricht in Pfälzer Weinkultur ein Schwerpunkt dieses Treffens ist.

Ist die "Chinese Business Women Association" ein Verein nur für chinesische Geschäftsfrauen?"
Nein, es handelt sich um einen internationalen Verein mit Hauptsitz in Taiwan. Wir sind ein Verein für berufstätige Frauen, beschränken uns also nicht auf Geschäftsfrauen. Es gehören auch Angestellte, Schriftstellerinnen und Musikerinnen zu uns. Die bekannte Pianistin Pi-Hsien Chen ist zum Beispiel Mitglied bei uns. Hier in Deutschland haben wir 52 Mitglieder, von denen etwa 20 zu diesem Treffen nach Neuostheim gekommen sind.

Können auch Frauen anderer Nationalitäten beitreten?
In Deutschland zur Zeit noch nicht. Wir befinden uns noch im Aufbau. Für später würden wir uns deutsche Mitglieder wünschen, aber sie sollten unbedingt Interesse für unsere Kultur mitbringen.

Welche Ziele verfolgt die "Chinese Business Women Association" ?
Für Frauen ist es sehr schwierig, Familie und Beruf zu vereinen. Wir wollen uns deswegen in Geschäftsfragen gegenseitig helfen, uns aber auch in die Gesellschaft integrieren, indem wir aktiv Sozialarbeit leisten. Der Verein vergibt zum Beispiel Stipendien an arme Studenten oder unterstützt Frauen in Not. Wir beraten unsere Mitglieder auch, zum Beispiel bei Personalproblemen. Heute hören wir einen Vortrag über den Euro.

Warum beschäftigen Sie sich ausgerechnet mit Pfälzer Weinkultur?
Weil wir in Europa leben, sind Kenntnisse über Wein für uns unentbehrlich. Wir trinken viel Wein, aber wir verstehen nichts davon. In Asien gibt es mittlerweile einen großen Markt für Wein, aber wir haben Schwierigkeiten, dem chinesischen Essen den jeweils passenden Wein zuzuordnen. Deswegen bekommen wir heute abendin Kallstadt ein viergängiges Menü und dazu verschiedene Weine.

In China gibt es ja Reiswein. Ist der mit Wein aus Trauben vergleichbar?
Der Reiswein ist ganz anders. Es gibt nicht so viele Variationen davon. Unterschiedliche Einstufungen wie beispielsweise "Qualitätswein" oder "Prädikatswein" existieren überhaupt nicht. Allerdings wird der chinesische Reiswein, genau wie der Wein hier auch, zum Essen getrunken.


China aufnahmefähiger Markt

Kallstadt: Verband Chinesischer Geschäftsfrauen zu Gast

"Wein und Pfalz, das ist mehr als irgend eine Landschaft und irgend ein Getränk", hat es Hai Yen Hua selbst erlebt. Die Vizepräsidentin der Sektion Deutschland der "Chinese Business Women Association" und Organisatorin der diesjährigen Mitgliederversammlung in Mannheim, ist Pfalz-Fan. "Pfalz und Wein gehören zusammen, sind Kulturgut und verbinden sich zu einer eigenen Lebensart. " Hua lebt seit über 22 Jahren in Europa, hat in Mannheim einen eigenen Betrieb zur Restaurierung von Kunstwerken aufgebaut und ist mit einem Deutschen verheiratet.

Das sind übrigens viele ihrer Kolleginnen. So vermischt sich bei der Vorstellung für deutsche Ohren Ungewohntes mit westlichen Namen.  26 selbstewußte, durchaus erfolgreiche, lebhafte Chinesinnen aus ganz Deutschland - vergnüte Gespräche hin und her sowie fröhliches Lachen waren im Weinhaus Henninger in Kallstadt vorprogrammiert.

Dennoch genossen sie sichtlich das Menü und die dazu ausgesuchten Weine. "Mein alter, lieber Lehrmeister Walter Henninger hat mich natürlich fachkundig beraten", offenbart Hua. "Zu unserer Küche, so sagt man oft, passe kein Wein". Das stimme aber so nicht. Wein sei in Taiwan, Hongkong, Singapore und auch in China bei den Wohlhabenden sehr beliebt. Nur verstünde man dort viel zu wenig davon. "Da ist ein aufnahmefähiger Markt vorhanden. Er wartet darauf, erschlossen zu werden." Hua weiß, wovon sie spricht, hat sie selbst doch schon Pfälzer Wein in ihre Heimat vermittelt. Die diesjährige Jahresversammlung des "Verbandes Chinesischer Geschäftsfrauen", Sektion Deutschland, vereinte am Wochenende Mitglieder und Anhang in Mannheim und an der Deutschen Weinstraße. Weltweit sind in Verband 16 Länder vertreten. Schwerpunkte dieses Zusammenschlusses mit Hauptsitz in Taizhong auf Taiwan sind neben Europa in den USA, in Kanada und den asiatischen Industrieländern angesiedelt.

"Die deutsche Sektion", erläuter Shuang Shiow-Schwedler, seit 1997 Präsidentin, hat 52 Mitglieder, die hauptsächlich aus Taiwan, China, Hongkong und Singapore stammen." Dabei würden nicht nur selbständige Geschäftsfrauen, sondern auch Angestellte, Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen, etwa Musikerinnen und Schriftstellerinnen aufgenommen.

Der Verband wolle den Kontakt untereinander und zu den jeweiligen Gastländern pflegen und die Kenntnisse wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Zusammenhänge fördern. Auch helfe man aktiv, wenn ein Notfall auftrete. Im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung habe man neben einem Vortrag über den Euro dem Kulturgut Wein besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Die Weine kamen - wie auch das Essen - bei den Damen sehr gut an, ganz besnders die als Aperitif gereichte Riesling Beerenauslese. Als dann zum Nachtisch Käse auf dem Tisch stand, probierten die "Sparsamen", diesen honigsüßen "Nektar" dazu - und waren begeistert von der Kombination.

"Dieses Weinseminar hat uns sehr gefallen", meinte eine Sinologin aus Hamburg, die dort an der Universität lehrt. "Viele von uns, die die Pfalz noch nicht kannten, werden wiederkommen an die Weinstraße.