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Berichte und Interviews / Reports and Interviews


Frau Hai-Yen Hua-Ströfer und ihren Mann, Dr. Eckhard Ströfer, habe ich zum ersten Mal im späten Dezember des Jahres 2008 getroffen. Sie besuchten mich, um mich zu den Sanskritnamen für verschiedene Handzeichen zu befragen (Skt: Mudrā).

Während unseres ersten Treffens war ich von der Bescheidenheit und dem Enthusiasmus des Paares beeindruckt. Frau Hua sagte, dass sie im Jahr 2004 mit der Restaurierung einer japanischen Malerei beauftragt worden war, einer 2 x 2 m großen Darstellung des Taima-Mandala von Buddha Amitābhas Reinem Land, welches Teil einer Sammlung in Deutschland ist. Das Bild war so ernstlich beschädigt, dass sie ein ganzes Jahr nur mit der Vorbereitung der eigentlichen Arbeit verbrachte. Sie entschloss sich dann, ein Buch zu schreiben, um den gesamten Vorgang der Restaurierarbeit anhand von Texten und Bildern darzulegen. Zudem wollte sie die verschiedenen Materialien, Werkzeuge, die Ausrüstung und Techniken, die für die Arbeit erforderlich waren, so vorstellen, dass die Leser sehen können, wie sorgfältig sie während des Ablaufs der Restaurierung hatte vorgehen müssen und wie hoch dieses Werk buddhistischer Kunst zu schätzen ist.

Durch die Restaurierung verfestigte sich ihr Entschluss, den Inhalt und Hintergrund des auf dem Mandala dargestellten Stückes zu vertiefen. So stellte sie weitere Nachforschungen an und erstellte in Eigenarbeit die zahlreichen Illustrationen, Karten, Tafeln und Fotografien für das Buch. Sie nahm die mühsame Aufgabe auf sich, dem Meer buddhistischer Terminologien in Sanskrit, Chinesisch, Deutsch und Englisch einen Sinn zu geben.

2009 besuchten mich Frau und Herr Hua-Ströfer wieder und brachten ein Exposé und die aktuelle Fassung des Buches -Buddhas Kleister, Buddhas Pinsel: Wiedergeburt eines Taima-Mandala - mit. Wir sprachen über die Pläne zur Veröffentlichung des Buches.

In dem Buch vermittelt uns Frau Hua mit den Qualitäten einer Künstlerin, der Sorgfalt einer Forscherin und mit religiöser Demut etwas von ihrer eleganten Persönlichkeit und dem durch ihr Schreiben und die künstlerische Arbeit in ihrem Geiste aufscheinenden Paradies. Wir dürfen auch die Ruhe und Schönheit ihrer Arbeitsumgebung bewundern, die sich im Buch spiegelt. Entsprechend werden die Leser mühelos und entspannt in der Lage sein, wunderbare Bilder in ihrem Geiste zu schöpfen, wenn sie die außerordentliche Schönheit wahrnehmen, die von dem Buch ausgeht.












Das Taima-Mandala wurde gemalt nach dem „Amitāyurdhyāna-Sūtra der Meditation über den Buddha des Unermesslichen Lebens “ (Betrachtungssūtra). Ich würde mir wünschen, dass entsprechend den drei Kapiteln des Buches die Leser den Weg dieser geistigen Reise ebenfalls in drei Stufen nehmen, wie im Folgenden beschrieben:


  1. 1.Restaurierung: Die Welt, in der wir leben und leiden, ist in solch einem zerbrechlichen Zustand wie das Bild,      welches auf seine Behandlung wartet; und mit Vertrauen, Geduld und Weisheit im Zusammenspiel mit      unserem Geist, unseren Händen und unserem Verstand können wir darauf hoffen, sie wieder zu heilen.

2. Ursprung: Der Ursprung dieser Erwartung kann zurückverfolgt werden zum Erwachen des Buddha und dem Verstehen, dass alle Lebewesen Buddhanatur besitzen. Der Buddha betrachtet die Lebewesen als Lotusblumen, die aus dem Schlamm heraus erwachsen. Die schlechten Erfahrungen in unserer Welt sind der Schlamm, aus dem Positives entstehen kann. Obwohl eine gute Geisteshaltung zu Anfang so klein wie ein Samen erscheinen mag, so wird sie treiben und wachsen wie ein Lotus, der nicht verunreinigt wird. Anfechtungen verwandeln sich in Nahrung, und die gute Geisteshaltung blüht, trägt Früchte und verstreut ihre Samen rund um den Globus.

3. Beschreibung des Bildes: Der Bildbeschreibung folgend können wir unser eigenes inneres Reines Land errichten. Gründend auf diesem Bauplan lasst uns so leidenschaftlich bleiben wie ein Kind und an dem Jugendtraum festhalten, auch im Angesicht von Feinden, Frustration, Härte und Widerständen. Mögen wir darauf hinarbeiten, das Leiden in der Welt zu verringern, damit wir das Reine Land in diesem Leben – so die Bedingungen es erlauben – errichten können.


Wir wünschen uns, dass alle Lebewesen, unabhängig davon, ob wir sie mögen oder nicht, von Buddha Amitābha in seinem gesegneten Reinen Land angenommen werden, wenn sich das Ende ihres Lebens nähert, in Ruhe und ohne Unterscheidung.

Huimin Bhikshu

President, Dharma Drum Buddhist College, Taiwan

Professor, Taipei National University of the Arts

April, 2011


Restaurierung als Wiedergeburt