Tagebuch

Diary

Fortbildungskurs - Kaschieren mit Kleister


6.- 8. Mai 2004




 

Der Kurs

Vom 06. - 08. Mai 2004 gab das HICA einen Fortbildungskurs "Kaschieren mit Kleister" in der Werkstatt in Mannheim. Am Kurs nahmen insgesamt 14 Restauratoren teil. Die Teilnehmer reisten nicht nur aus ganz Deutschland an, sondern 2 davon sogar aus Spanien, 1 aus Frankreich und gleich 4 insgesamt aus der Schweiz. Bei den Kursteilnehmern handelte es sich hauptsächlich um leitende Restauratoren, unter anderem vom Bayrischen Hauptstaatsarchiv und der Bayerischen Staatsbibliothek jeweils in München, dem Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut in Ludwigsburg, der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, der Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Drei von den Teilnehmern führen bereits selbst renommierte Werkstätten aber auch eine freischaffende Künstlerin nahm am Kurs teil, Susanne Heilmann, die seit 20 Jahren mit Pinsel und Tusche auf chinesischem Papier malt.

Kursinhalte

Zubereiten und Anwenden von Kleister verschiedener Zusammensetzung und Konsistenz beim Kaschieren und Kleben, Kaschierte Objekte anbringen, spannen und ablösen an bzw. von der Trockenwand, Papier-Zuschneide-Methoden, Darstellung und Erklärung von verschiedenen Methoden zur Herstellung von Trockenwänden, Herstellen von eigenem Spezialwerkzeug, Montage von kaschiertem Bild, Rückwand und Umrahmung.

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Kaschieren mit Kleister


Vom 06. bis 08. Mai 2004 trafen sich 13 Restauratoren aus vier verschiedenen Ländern in Mannheim zu einem Workshop "Kaschieren mit Kleister". Beim Betreten des Grundstücks Hua-Ströfer im Karl-Kuntz-Weg begrüßten uns herrlich blühende Päonien in allen Farben. Diese asiatische Idylle und die herzliche Gastfreundschaft gaben den Tagen ein eigenen Flair. Hai-Yen Hua-Ströfer hatte fachlich kompetent, wie kaum anders zu erwarten, das Programm vorbereitet. Die einzelnen Pinsel waren für die Teilnehmen extra präpariert worden, und so konnte jeder mit seinen Utensilien einen Platz in der großen, hellen Werkstatt einnehmen.

Für einige Arbeiten wurden besondere Werkzeuge benötigt, die von den Teilnehmern selbst hergestellt wurden: Das Anfertigen eines Bambusspatels aus Rohmaterial war genauso interessant wie das Herstellen kleiner, in chinesische Seide eingefasster Nadeln.

Das Herstellen von Kleister wurde ausführlich demonstriert. Um ein zügiges Arbeiten zu ermöglichen, füllt Frau Hua den längere Zeit gekochten Kleister in Einweckgläser ab. So steht jederzeit die Grundmasse "Kleister" zur Verfügung. Sie wird dann ähnlich wie Glasnudeln durch eine Presse gedrückt. Nach längerem Zerstampfen in einer Steinmulde entsteht eine glasige, geschmeidige Masse, die, zuletzt durch ein Rosshaarsieb gedrückt, gebrauchsfertig ist.

An drei schön gestalteten kaligrafischen Blättern wurden von den Teilnehmern selbst die verschiednen Kaschiermethoden ausprobiert, die dann jeweils mit dem Spannen am Karibari (Trockenwand) ihren Abschluss fanden. Bei der Nasskaschiermethode wird das Originalblatt mit Kleister bestrichen und mit einem trockenen Kaschierpapier versehen. Bei der Trockenmethode wird das Originalblatt nur leicht gefeuchtet und das Kaschierpapier nass aufgelegt. Der Aufbau und die Wirkungsweise eines Karibari wurde ausgiebig besprochen. Danach demonstrierte die Assistentin, Frau Zhang, den Aufbau eines chinesischen Rollbildes.

Hallo Frau Hua,

bald ist es ein Jahr her, dass ich bei Ihnen im Kurs war ( Mai 2004). Ich glaube, wir hatten eine gewisse Verbundenheit durch unser Gespräch über die Krebserkrankung.

Bei mir sind wieder Metastasen aufgetreten (Kopf und Lunge). Aber mir geht es trotzdem gut! Ich bin medikamentös gut eingestellt und mental sowieso. Als das wieder ausbrach, dachte ich natürlich über das vergangene Jahr nach, was es an Schönem gebracht hat.

Unter anderem Ihr Kurs! Sie glauben gar nicht, was das für ein ästhetischer Genuss für mich war. Ihr Haus, Ihre Werkstatt!

Ihre Gastfreundschaft war überragend, unsere ganze Gruppe war einfach gut und bereichernd. Auch Ihren Mann möchte ich da sehr einschliessen, nicht zuletzt Frau Krauss und die liebe Frau Zhang.

Grüssen Sie sie alle sehr! Ich danke Ihnen nochmals sehr und erhoffe für Sie alles Gute!

Mit herzlichen Grüssen

Ihre Irene . Dez.2004.


HICA

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Auszug aus der Zeitschrift
"PapierRestaurierung" Vol. 5 (2004) - No.3
Cornelia Bandow, Franziska Richter - Ludwigsburg

An eigenen Blättern wurde nun das Gelernte praktisch nachvollzogen. Die bereits einmal kaschierten Übungsblätter wurden nun mit Seideneinfassung und einer Rückwand versehen, wobei alle Teile bezeichnet sind. Die seitlichen Einfassungsstücke werden als "Säulen" bezeichnet und die unteren und oberen Einfassungen als "Erde und Himmel". Das zu kaschierende Originalblatt ist das "Herz" und das Kaschierpapier wird mit dem Begriff "Leben" benannt. Das entsprechend montierte Bild wurde mit einer doppelkaschierten Rückwand versehen. Diese bestand aus zwei langfaserigen, gegenläufig kaschierten

Restaurierungspapieren. Abschließend wurde das Rollbild nochmals auf den Karibari gespannt. Mit unzähligen Fragen zum Thema wurde Frau Hua belagert. Die Demonstration einer Kaschierung auf Seide war so interessant wie das Glätten der fertigen Objekte mit dem Stein oder einer Glasperlenkette.

In den Pausen erwärmte uns wohlschmeckender Tee. Auch wenn es unaufhörlich regnete, tat dies der fröhlichen Atmosphäre keinen Abbruch. Mittags und abends wurden die Teilnehmer mit Köstlichkeiten der chinesischen Küche verwöhnt. Etwas Besonderes waren dabei die großen Mengen chinesischer Ravioli. Für jeden Teilnehmer werden diese Tage in besonderer Erinnerung bleiben. Somit sei Hai-Yen Hua-Ströfer und ihren beiden Assistentinnen von Herzen für ihre Gastfreundschaft und ihre Fachkompetenz gedankt.